Diese sieben eng verbundenen Prinzipien aktiver Gewaltfreiheit erklären, wie Gewaltfreiheit funktioniert.

1. Aktive Gewaltfreiheit bedeutet, Mittel zu wählen, die im Einklang mit unseren Zielen stehen.

Wir lehnen es ab Gewalt mit Gewalt zu beantworten, da es nur die Gewalt verstärkt. Selbst wenn Gewalt kurzfristig ‚Erfolge’ zeitigt, langfristig führt Gewalt oft zu Rache und Gegengewalt und hält den ‚Kreislauf der Gewalt’ aufrecht.

2. Aktive Gewaltfreiheit unterscheidet zwischen den Menschen und ihren Handlungen

Wir geben der Versuchung, unsere GegnerInnen zu entmenschlichen nicht nach und vermeiden so, uns unnötigerweise Feinde zu schaffen. Je mehr wir andere als unsere Mitmenschen respektieren - auch wenn wir unsere vehemente Opposition gegen Ihre Taten ausdrücken müssen – desto größer ist die Chance, dass sie ihr Verhalten ändern oder sich uns sogar anschließen, z.B. wenn ‚InsiderInnen’ zu ‚WhistleblowerInnen’ werden.

3. Aktive Gewaltfreiheit sucht einvernehmliche Lösungen

Dieses Prinzip soll nicht besagen, dass wir Kompromisse mit Ungerechtigkeit, Ausbeutung, oder Gewalt eingehen; es bedeutet einfach, dass wir die legitimen Bedürfnisse unserer GegnerInnen anerkennen und versuchen ihnen entgegenzukommen ohne unsere eigenen ebenso berechtigten Bedürfnisse und Ziele aufzugeben.

4. Aktive Gewaltfreiheit lehnt Vergeltung und Flucht ab

Da wir die üblichen Reaktionen auf Konflikte - Flucht oder Kampf - ablehnen, werden unsere GegnerInnen dazu bewegt die Situation neu einzuschätzen und ihre Optionen zu überdenken. Standhaft zu bleiben und weder Gewalt mit Gegengewalt zu beantworten noch nachzugeben ist der ‚dritte Weg’ der aktiven Gewaltfreiheit.

5. Aktive Gewaltfreiheit wählt Offenheit, Transparenz und Wahrhaftigkeit

Wir erkennen an, dass dieses Prinzip nicht absolut gesetzt werden kann. Manchmal ist Geheimhaltung notwendig zum Schutz des Lebens anderer. Allerdings ist Geheimniskrämerei und Täuschung in den meisten Situationen unnötig und oft ergeben sich kontraproduktive Konsequenzen für unsere Organisation, unsere Arbeit und unsere Beziehungen.

6. Aktive Gewaltfreiheit transformiert unsere Wut anstatt dass Wut uns transformiert

Wir glauben, dass ‚gerechtfertigte Wut’ im Angesicht von Gewalt, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Brutalität, und Gleichgültigkeit nicht nur verständlich ist, sondern sogar gesund. Die Frage jedoch ist, wie wir mit unserer Wut umgehen: Durch eine gewaltfreie Haltung verwandeln wir unsere Wut in eine positive Kraft für konstruktive Aktion.

7. Aktive Gewaltfreiheit entfaltet Macht durch Nicht-Kooperation

Die Autorität, die Machthaber ausüben, ist abhängig von der Kooperation der Untergebenen. Wenn diese ihre Mitarbeit aufkündigen - also mit andern Worten, wenn Menschen sich ihrer eigenen Macht bewusst werden, indem sie sich weigern zu kooperieren - verlieren Machthaber die Quelle ihrer Macht und die ‚Machtlosen’ werden mächtig.

 

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